Der Warzenkaktus gehört wirklich zu den unkomplizierteren Kakteen. Er gilt sogar als ausgesprochener Anfänger-Kaktus. Aber auch beim Mammillaria elongata ist es nützlich, etwas über sein natürliches Umfeld zu erfahren – erst dann können Sie die Kulturanleitungen nachvollziehen. Dann bekommen die Pflege-Tipps einen sinnvollen Hintergrund. Nur so haben Sie die Chance, zu verstehen und nicht nur Informationen zu bunkern. Der erste Schritt vom Anfänger zum Experten.
Der Warzenkaktus im natürlichen Umfeld
Der Warzenkaktus gehört zu den Kakteen im engeren Sinne (Familie Kakteengewächse, Unterfamilie Cactoideae, Tribus Cacteae) und hat wie alle Pflanzen aus dieser Unterfamilie ihre Blätter vollkommen reduziert, meist in Dornen umgewandelt. Wie bei allen Cacteae ist dieser Minimalismus eine Reaktion auf Umweltbedingungen. Der gesamte Tribus Cacteae ist im warmen Süden des amerikanischen Kontinents auf meist sehr trockenem Gelände beheimatet.
Mammillaria elongata wächst in den mexikanischen Bundesstaaten Hidalgo, Guanajuato und Querétaro, Zentralmexiko. Sein Umfeld besteht aus kargen Bergen und nicht sehr nährstoffreichen Böden, die landwirtschaftlich oder als Viehweide genutzt werden. Kein Luxus für eine Pflanze. Im Gegensatz zu reinen Wüstenkakteen standen dem Warzenkaktus in seiner Entwicklungsgeschichte aber immerhin genug Nährstoffe zur Verfügung, um zum Mammillaria „elongata“ zu werden, zum „verlängerten“ Mammillaria. Er ist einer der wenigen Mammillarien, deren Wuchsform einen deutlichen Trend in die Höhe zeigt, während die meisten seiner Artgenossen nah am Boden zu Häufchen, Knubbeln oder Kugeln wachsen.
Mit Licht und Wärme wird der Warzenkaktus in Mexiko verwöhnt. Dort scheint fast den ganzen Tag die Sonne, und das fast jeden Tag (täglicher Durchschnitt im Heimatgebiet des Warzenkaktus 7,3 Std. Sonne, Deutschland 4,3). Dort herrschen ganzjährig Tagestemperaturen zwischen 20 und gut 30 °C, nachts fällt das Thermometer selten unter 10 °C.
In der Heimat des Warzenkaktus fällt durchschnittlich 710 mm Niederschlag pro Jahr. Das ist nicht viel weniger als unsere durchschnittlichen 756 mm. Allerdings ist es in Hidalgo usw. von Oktober bis Mai außergewöhnlich trocken mit nur 2, 3 Tagen Regen im Monat, während es von Juni bis September schon einmal drei von vier Wochen regnet.
Das sind also die Bedingungen, die Sie für den Warzenkaktus in Ihrem Heim möglichst gut nachbilden sollten.
Der beste Standort
Nach oben Gesagtem ist klar, dass der Warzenkaktus einen der lichtesten Standort bekommen sollte, die Ihr Heim zu bieten hat. Er findet das Licht bei uns ohnehin eher betrüblich. Mindestens ein Ost- oder Westfenster, gerne ein Südfenster. Dann braucht der Warzenkaktus aber etwas Beschattung, wenn direkt durch die Glasscheibe in den Mittagsstunden die Sonne auf ihn fällt.
Wegen des großen Lichtbedarfs sollte der Warzenkaktus im Sommer nach draußen gestellt werden, gerne in die direkte Sonne, aber an einen leicht regengeschützten Platz. Es geht weniger darum, dass er keinen Regen von oben verträgt, dass ist dieser Kaktus gewöhnt. Aber in einem Pflanzgefäß kann Wasser nie so schnell ablaufen, wie Kaktuswurzeln es gerne hätten. Wenn der Balkon eher eingebaut als luftig liegt und länger als eine Woche nasskaltes Wetter herrscht, sollten Sie den Warzenkaktus ins Trockene stellen, bis die Luftfeuchtigkeit auf dem Balkon wieder normal ist.
Mammillaria elongata bildet dicht gepackte Polster von zylinderförmigen Trieben, trotz „Drang nach oben“ immer noch nicht gerade in Baumgröße. Mehr als Handlänge schafft er kaum, dann geht er lieber in die Breite, bis zu 30, 40 cm kann er ausfüllen. Auf jeden Fall bleibt er in absolut zimmergeeigneten Größen. Er braucht auch nicht außer Reichweite zarter Finger aufgestellt werden – wegen seiner harmlosen Dornen heißt er in England „ladyfinger cactus“.
Die sonstigen Bedingungen im Haus sind dem Warzenkaktus normalerweise sehr recht. Die Zimmertemperatur/Temperatur auf dem Balkon entspricht (fast) dem, was er an Wärme gewohnt ist. Eine durchschnittliche Luftfeuchtigkeit um 50 % im Wohnraum sagt ihm auch zu. Für Kakteenanfänger: Im Bad oder in einer zum Kochen genutzten Küche haben normale Kakteen nichts zu suchen. Auf Dauer leiden sie sehr unter der feuchten Luft.
Pflanzgefäß und Substrat
Wenn Sie sich von genauer Beobachtung der Feuchtigkeit im Topf befreien möchten, sollten Sie den Warzenkaktus in einem Tontopf halten. Genauer gesagt, in einer Tonschale. Er entwickelt nämlich ein ziemlich feinfaseriges und ziemlich ausladendes Wurzelwerk, ein Stückchen ausladender als der Kaktuskörper über der Erde. In den Topf kommt eine Drainageschicht aus Kies. Zusammen mit der Feuchtigkeit ausgleichenden Tonwand haben Sie damit viel dafür getan, dass Ihr Warzenkaktus nie ein unwillkommenes Wurzelbad erlebt.
Auch das Substrat sollte so porös eingestellt werden, dass Wasser bestens ablaufen kann. Der Warzenkaktus wächst in Erde und nicht in Gesteinsansammlungen wie viele andere Kakteen, aber in einer sehr mageren Erde mit geringem Humusanteil. Für ihn können Sie Kakteenerde aus dem Handel verwenden, in der Regel eine humose Erdmischung mit etwas Sand. Diese Erde gefällt dem Warzenkaktus noch besser, wenn Sie noch mehr groben Sand mit Körnung 2 bis 3 mm untermischen, mindestens ein Viertel. Zum Beispiel Quarzsand für Aquarien, oder jeden anderen schadstofffreien Sand mit normalem pH-Wert.
Sie können auch magere Gartenerde als Basis Ihrer Mischung verwenden, aber bitte keine normale Blumenerde. Die ist für Kakteen gewöhnlich mit zu viel Stickstoffdünger angereichert. Der den Warzenkaktus zum Wachsen anregt, aber zu unnatürlichem Wachstum.
Die Bewässerung
Nach dem Winterschlaf bekommt der Warzenkaktus steigende Wassergaben, bis Mitte Mai sollte der Topf wachstumsbereit durchfeuchtet sein. Der Warzenkaktus wird nun bis September normal gegossen, wobei normal eher mäßig heißt – immer erst Wasser nachgeben, wenn die Topferde oben abgetrocknet ist.
Sie können ganz normales Leitungswasser nehmen. Wenn das sehr hart ist, müssen Sie den Warzenkaktus aber mindestens jedes zweite Jahr umtopfen.
Mammillaria elongata düngen
Mammillaria elongata kennt im Gegensatz zu Wüstenkakteen Erde, aber Erde mit wenig Nährstoffen. Im Topf hätte er irgendwann überhaupt keine Nährstoffe mehr zur Verfügung, wenn Sie nicht für Nachschub sorgen. Wann das der Fall ist, hängt von „der Laune“ Ihres Warzenkaktus ab. Ein normal wachsender Warzenkaktus begnügt sich pro Saison mit etwas Dünger einmal im Monat.
Vor allem Stickstoff braucht er recht wenig, der ist aber für das Wachstum von „Durchschnittspflanzen“ wichtig und deshalb reichlich in normalem Volldünger. Also brauchen Sie Kakteendünger mit wenig Stickstoff, etwa 1 Teil Stickstoff (N) zu 2 Teilen Phosphor (P) und Kalium (K). Preiswerter geht es mit selbst gemischtem Dünger und mit Blühpflanzendünger, der manchmal genau dieses Verhältnis aufweist.
Pro Saison bedeutet in der Hauptwachstumszeit von Mai bis August. Wobei die erste Düngergabe verabreicht werden sollte, sobald der Warzenkaktus ins Wachstum startet. Er setzt nämlich auch gleich im Frühjahr die erste Blüte an. Manchmal kommt im Sommer eine zweite Blüte, wenn der Warzenkaktus im Freien steht.
Umtopfen
Mammillaria elongata muss normalerweise immer dann umgetopft werden, wenn seine Wurzeln das Substrat komplett durchwurzelt haben. Das ist nach zwei oder drei Jahren der Fall, am besten zum Ende der Überwinterung, wenn das Substrat noch nicht angegossen wurde. Bereiten Sie zuerst das neue Pflanzgefäß vor. Die Drainageschicht kann schon eingefüllt werden, und stellen Sie das fertig angemischte Substrat + Schäufelchen gut zugänglich bereit.
Lösen Sie den Pflanzenkörper vorsichtig aus dem Topf und schütteln Sie so viel Erde wie möglich ab, damit die Wurzeln genau inspiziert werden können. Alle vertrockneten, verrotteten oder sonst wie abgestorbenen Teile werden entfernt. Schädlingsbefall wird behandelt.
Nun halten Sie den Warzenkaktus senkrecht in das vorbereitete Pflanzgefäß und füllen rundum neues Substrat ein. Ist der Topf aufgefüllt, sollten Sie ein wenig rütteln/stucken, damit das Substrat sich setzt, ggf. muss noch etwas nachgefüllt werden. Wenn Sie an den Wurzeln nicht allzu viel beschneiden mussten, können Sie sofort (wenig) angießen. Müssen sich erst neue Feinwurzeln bilden, sollten Sie ein bis zwei Wochen damit warten.
Wenn Sie den Warzenkaktus mit Leitungswasser gießen, sollten Sie ihn mindestens jedes zweite Jahr umtopfen, oder sogar jedes Jahr, wenn das Wasser in Ihrer Gegend sehr kalkhaltig ist. Dann steigern Sie nämlich mit jedem Gießen den pH-Wert ein wenig, bis er in Wertebereiche steigt, die Ihrem Warzenkaktus nicht mehr behagen (wenn Sie messen möchten: über 7,5 wird es kritisch). Wenn Sie den Kaktus in neue Erde setzen, sitzt er auch wieder in normalen pH-Werten, wobei Sie nicht immer einen neuen Pflanztopf brauchen, sondern auch einfach das Substrat austauschen können.
Überwinterung
Wenn die Außentemperaturen im Tag-Nacht-Durchschnitt dauerhaft auf ca. 12 °C sinken, ist es Zeit, dass der Warzenkaktus ins Haus umzieht. Das ist je nach Region im September/Oktober der Fall.
Nun beginnt auch die Zeit, in der der Warzenkaktus nur noch sehr eingeschränkt mit Wasser versorgt wird. Schon vor dem Umzug können Sie die Wassergaben nach und nach reduzieren. Im Winterquartier gibt es dann nur noch so viel Wasser, dass die Wurzel nicht vollkommen austrocknet.
Die Düngergaben werden bereits im August eingestellt. Das Winterquartier sollte hell sein und Temperaturen zwischen 2 und 15 °C aufweisen, Mammillaria elongata ist da nicht sonderlich wählerisch. 4 bis 12 °C sind am besten für die Blüteninduktion, weil der Warzenkaktus unter diesen Bedingungen wirklich zur Ruhe kommt.
Diese Ruhezeit darf er nun mindestens 4 Monate genießen, bis er ab Ende März mit leichten Wassernebeln auf die Wachstumssaison vorbereitet wird und gleich anschließend (mit ansteigenden Wassergaben) angegossen wird. Vor dem Ausräumen ins Sommerquartier ist ggf. wieder etwas Gewöhnung fällig, langsam ans Sonnenlicht, z. B. mit zweiwöchigem Beschatten (in der Mittagszeit).
Sorten und Arten
Mammillaria elongata gehört zu den bekannteren und häufigeren Kakteen aus der Gattung Mammillaria, die es in zwei Unterarten gibt:
- Mammillaria elongata subsp. elongata: Der eigentliche Warzenkaktus, wie hier beschrieben
- M. elongata subsp. echinaria, der im Gegensatz zur Nominalform 2, 3 dunkle Mitteldornen trägt, die Pflege bleibt aber gleich
Es gibt einige Zuchtformen der Mammillaria elongata:
- Mammillaria elongata ‚Copper King‘: Mit kupferfarbenen Dornen sehr dekorativ
- Mammillaria elongata ‚Cristata‘, der Brain Cactus, weil er eben genau so aussieht
- M. elongata ‚Julio‘: Normale Gestalt, hübsche rosa Blüten
- M. elongata ‚mostruosa‘: Langsam wachsend, selten, fast dornenlose grüne „Knubbelchen“
Vermehrung
Mammillaria elongata produziert dauernd Nachwuchs, den Sie abschneiden, bewurzeln und in einen eigenen Topf pflanzen können. Aus Samen kann er auch gezogen werden (sogar aus selbst gewonnenen, wenn Sie einen zweiten Mammillaria zu Bestäuben haben).
Wenn er geblüht hat, könnte es sogar passieren, dass er sich selbst aussät. Dann tauchen (manchmal noch im Jahr der Blüte) Mini-Kakteen im Pflanzgefäß auf. Für angehende Züchter: Bei den derart entstandenen Winzlingen handelt es sich nicht unbedingt um sortenreine Arten. Die Bestäubung erfolgte ja unkontrolliert, und Kakteen kreuzen sich leicht untereinander.
Fazit
Mammillaria elongata gehört für Kakteenexperten nicht gerade zu den exotischsten Kakteen, könnte aber ganz alleine ein großes Wohnzimmer abwechslungsreich verzieren. Es gibt ihn nämlich in einigen verschiedenen Gestalten, die sich optisch ganz gewaltig unterscheiden. In der Pflege kaum, alle Formen des Warzenkaktus sind recht anspruchslos und wuchswillig und sogar gut für erste Zuchtversuche geeignet.