Gartenpflege Obstbäume

Wassertriebe am Apfelbaum richtig schneiden

Wassertriebe am Apfelbaum richtig schneiden

Für das Apfelbaum-Wachstum und eine üppige Ernte ist das Schneiden der Wassertriebe von großer Bedeutung. Worauf dabei zu achten ist und wie sie richtig zu schneiden sind, wird folgend erklärt.

Wassertriebbildung

Der Apfelbaum (Malus) bildet automatisch Wassertriebe aus folgenden Gründen:

  • Baumschnitt, Wassertriebe schneiden Ausgleich des Versorgungsdefizits aufgrund eines zu starken Rückschnitts
  • zur Anregung der Fruchtbildung, wenn diese kontinuierlich stark zurückgeht (funktioniert aber selten)

Schnittgrund

Wenngleich die Natur es mit der Bildung von Wassertrieben gut gemeint hat, so ist ihr Nutzen für den Apfelbaum in der Realität bedeutungslos und eher kontraproduktiv. An ihnen bilden sich selten Fruchtstände, die zudem qualitativ zu wünschen übrig lassen. Sie entziehen dem Malus als überflüssige Pflanzenteile unnötig Nährstoffe, die er vor allem für die Blüten- und Fruchtbildung dringender benötigt. Zusätzlich können sie für eine Spaltung der Baumkrone sorgen, wenn sie nicht am Wachsen gehindert werden. Ein weiterer Grund zum Abschneiden von Wasserschossern ist, dass sie über eine erhöhte Anfälligkeit von Krankheiten verfügen und somit ein Gesundheitsrisiko für den gesamten Baum darstellen.

Wassertriebe erkennen

Um die Wasserschosser, -reiser oder Geiltriebe, wie Wassertriebe ebenfalls bezeichnet werden, entfernen zu können, sind sie als solche vorab zu identifizieren:

  • Wassertriebe erkennen feine, dünne Äste, die sich stets zusammen mit dem jährlichen Neuaustrieb bilden
  • wachsen steil nach oben, selten leicht seitlich
  • meist im Inneren zu finden
  • besitzen „schlafende Knospe“, aus welcher der Trieb wächst (an narbenartiger Astverdickung erkennbar)
  • weiches Holz
  • hellere Rinde als die restlichen Zweige

Schnittmenge

Beim Abschneiden von Wassertrieben ist mit Bedacht und Vorsicht vorzugehen. Werden zu viele Geiltriebe entfernt, provoziert dies einen verstärkten Neuaustrieb, den es eigentlich zu vermeiden gilt. Dies beruht darauf, dass Neutriebe dem Apfelbaum wieder Energie sowie Nährstoffe entziehen und weniger für die Fruchtbildung an zweijährigen oder älteren Trieben übrig bleibt, was einen reduzierten Ernteertrag zur Folge haben kann. Deshalb gilt: es sollte nur maximal ein Drittel aller vorhandenen Wassertriebe entfernt werden.

Tipp: Wer den (theoretischen) Vorteil der Anregung zur Fruchtbildung tatsächlich durch Wasserschosser realistisch werden lassen möchte, schneidet sie nicht ab, sondern bindet sie schräg nach unten und richtet sie in Saftwaage aus.

Bester Zeitpunkt

Wassertriebe

Grundsätzlich sollten Apfelbäume jedes Jahr auf eine Wassertriebbildung abgesucht werden, um sie entsprechend frühzeitig entfernen zu können, bevor sie Schäden anrichten.

Frühjahr

Der beste Zeitpunkt zum Wassertrieb-Schnitt ist das Frühjahr, wenn nach den Eisheiligen Mitte Mai kein Frost mehr zu erwarten ist. Auf diese Weise wird die Versorgung für einen energiereichen Wuchs sowie die Blütenbildung bestens zu Beginn der Wachstumsperiode optimiert.

Sommer

Es kann im Sommer nochmals nachgeschnitten werden, wenn im Frühjahr manches an Wassertrieben übersehen wurde oder zu schnell nachgewachsen ist. Allerdings erschwert das volle Laubwerk oft das Finden dieser. Dazu ist ein erfahrenes Auge von Vorteil. Im Sommer sollte das Abschneiden der Wasserreiser nach der Blüte, aber noch vor Erntebeginn erfolgen.

Herbst

Obstbaumschnitt

Von einem Wassertriebschnitt sollte im Herbst abgesehen werden, weil er den optimalen Zeitpunkt für den jährlichen Rückschnitt normaler Triebe darstellt. Würden zusätzlich die unerwünschten Äste entfernt, ist die Chance groß, dass aufgrund des großflächigeren Schnitts die Wasserreiser kräftig zum Wachstum angeregt werden. Zudem heilen die Wunden durch meist höhere Luftfeuchtigkeit schlechter, was das Infektionsrisiko erhöht.

Winter

Aus ähnlichen Gründen wie im Herbst, sollten Geiltriebe auch im Winter nicht abgeschnitten werden. Der Apfelbaum verfügt gerade in dieser Jahreszeit über sogenannte schlafende Augen, welche die Basis für die rasche Bildung vieler neuer Wassertriebe ausmachen. Ein Schnitt vorhandener würde die Sprießung aus den schlafenden Augen provozieren, was sich der erfahrene Obstbaum-Gärtner nicht wünscht.

Tipp: Schlafende Augen sind kaum zu erkennen. Sind sie vorhanden, sind Geiltriebe nicht mehr weit entfernt. Ein genaues Hinsehen ist vor allem im Winter sehr empfehlenswert. So können die Lokalitäten bereits ausgemacht werden, wo sich eventuell Wasserschosser bilden werden, bevor die Sicht durch den Blattwuchs im Frühjahr immer schwieriger wird.

Schneiden oder abbrechen?

Prinzipiell kann für das Abschneiden der Geiltriebe stets Schneidewerkzeug eingesetzt werden. Dabei ist es wichtig, dass es desinfiziert ist, damit keine Erreger/Krankheiten auf den Apfelbaum übertragen werden. Da sie dünn sind, reicht in der Regel eine normale Gartenschere für das Abschneiden. Folgende Vorteile bringt das Schneiden:

  • Obstbaumschnitt saubere Schnittwunden mit meist kleinerer Wundfläche für Eintritt von Erregern
  • mit passendem Schneidewerkzeug deutlich weniger Kraftanstrengung erforderlich
  • punktgenaue Abtrennung möglich

Junge Wasserreiser, die noch nicht verholzt sind, lassen sich ohne auch mit der Hand einfach abbrechen. Auch dies bringt Vorteile gegenüber der Schneidevariante mit sich:

  • verhindert Neubildung von schlafenden Augen
  • gleichzeitige Entfernung von Beiaugen möglich
  • schnellere Erholung des Apfelbaums als nach einem Schnitt

Wassertriebe schneiden – Anleitung

Die Arbeitsschritte beginnen stets mit der Ausmachung der Geiltriebe. Sind sie identifiziert, erfolgen die weiteren Schritte je nach Entfernungsart:

Schneiden

  • Wassertriebe schneiden Schnittpunkt direkt über dem Astring (beugt Sekundärinfektionen vor)
  • Schere schräg ansetzen (auf Schrägflächen läuft Feuchtigkeit besser ab und Wunden heilen schneller)
  • nur schneiden oder eventuell sägen, nicht reißen, damit keine Quetschungen und ausgefranste Wundränder entstehen
  • keine Aststummel stehen lassen (zur Vermeidung zügiger Neubildung von Wassertrieben)
Hinweis: Der Astring ist eine Verdickung, die sich an den Ansätzen der Äste bilden.

Abreißen

  • ausgewählten Trieb mit einer Hand fest umfassen
  • mit mehr Kraftaufwand können mehrere nebeneinander liegende Triebe gegriffen werden
  • beste Reißwirkung, wenn Hand den Trieb im unteren Drittel umklammert
  • Wasserschosser mit einem kräftigen Ruck so steil wie möglich nach unten reißen