Gartengestaltung Obstgarten & Obst

Weinreben – Pflanzen, Vermehren, Pflege und Krankheiten

Weinreben

Um leckere Weintrauben im Hausgarten anzubauen, muss man sich eine entsprechende Sorte aussuchen. Es werden viele verschiedene angeboten, aber nicht alle sind geeignet. Außer im Gebirge kann man fast überall versuchen, Weinreben anzubauen. Im Hausgarten werden es selten mehr als ein oder zwei. Vor dem Kauf sollte man sich informieren, welcher Wein zur Region passt. Dazu kann man in der Nachbarschaft schon mal schauen, ob nicht jemand Wein angebaut hat. Funktioniert dies gut, kann man es mit selbigen Sorten versuchen. Gärtnereien bieten auch einige Sorten an, aber oft sind es Standardsorten und nicht immer passend für die Gegend. Man muss sich da beraten lassen.

Eigene Erfahrung

Wir haben unsere zwei Weinstöcke auf einer Gartenmesse gekauft. Die Anbieter stammten aus Sibirien und garantierten uns die Winterhärte dieser Pflanzen aus ihrer Heimat.

Weinrebe - Pergola bepflanzen Wir hatten hier in Niedersachsen noch keine Probleme mit der Überwinterung und ernten leckere Trauben, jährlich mehr. Das Gute ist, dass diese Trauben früh reifen. Sie brauchen nicht so lange, wie normale Trauben, um süß und saftig zu werden. Ich finde das nicht schlecht. Die Trauben unserer Nachbarn sind zur Zeit unserer Ernte noch sauer. Ob es sich tatsächlich um Pflanzen aus Sibirien handelt, wage ich aber zu bezweifeln.

Tatsache ist, das die Wahl der Pflanzen sehr wichtig für das Gelingen der Aktion ist. Bei der Gelegenheit möchte ich darauf hinweisen, wer zusätzlich zu den Trauben noch auf eine schöne Herbstfärbung des Laubes spekuliert, muss eine blaue Sorte auswählen. Nur deren Blätter färben sich ein. Das Laub der grünen Weintrauben bleibt grün, bis zum Ende.

Geeignete Traubensorten

Die Auswahl richtet sich also in erster Linie nach den Standortverhältnissen. Man muss also die Sorteneigenschaften der Weinreben kennen. Das ist besser, als das, was wir gemacht haben. Einfach kaufen, ohne etwas über die Rebe zu wissen, ist nicht ideal. Wir haben aber einfach Glück gehabt und wussten es damals eben nicht besser.

Wichtig für die Auswahl sind folgende Kriterien:

  • Zeitpunkt der Reife
  • Zeitpunkt des Austriebs
  • Frosthärte
  • Pflegebedürftigkeit
  • Anfälligkeit für Pilzkrankheiten

Früh reifende Sorten sind deutlich besser geeignet für alle Standorte, die nicht ideal sind. Ansonsten muss man noch wählen, ob man eher eine neutrale oder liebe eine aromatisch würzige oder muskatartige Sorte mag. Außerdem hat man die Wahl zwischen weißen, blauen und roten Reben.

Ideal sind resistente Sorten. Sie sind besonders widerstandsfähig gegen die wichtigsten Pilzerkrankungen. Man spart sich die Behandlung mit Spritzmitteln und das Einsammeln des befallenen Laubes im Herbst. Ich habe da immer viel zu tun, denn der Wein unserer Nachbarn ist immer total befallenen und voller weißer Pilzsporen.

Standort

Wein Vitis Obst Die Weinrebe mag die Sonne. Am liebsten hat sie auch gemäßigtes Klima. Je mehr Sonne die Trauben abbekommen, um so besser wird der Wein. Im Hausgarten will nun kaum jemand einen Preis für seinen Wein bekommen, Hauptsache ist, die Trauben schmecken. In Höhen über 400 m NN hört der Weinbau meist auf. Darüber wird es schwierig. Bei guten Bedingungen ringsum, kann man aber den Anbau auch in ungünstigen Regionen versuchen.

  • Geschützter und sonnigster Platz im Garten.
  • Ideal ist, wenn sich dahinter eine warme Wand befindet. Das erhöht die mittleren Temperaturen um etwa 2° C.
  • Auch ein von Mauern umgebener Pflanzort ist günstig.
  • Ungünstig sind:
  • Häufig auftretende Fröste und Temperaturen unter –15° C
  • Regelmäßig zu erwartende Spätfröste nach dem Austrieb im Frühjahr
  • Frühfröste vor dem Blattfall im Herbst

Pflanzsubstrat

Beim Pflanzsubstrat ist die Rebe nicht ganz so anspruchsvoll wie beim Standort. Der Boden darf nicht steinig sein. Günstig ist ein hoher Humusanteil. Auf alle Fälle ist ein wasserdurchlässiger und lockerer Boden wichtig.

  • Vitis Weinreben Boden nicht zu kalkhaltig oder zu sauer
  • pH-Wert nicht unter 5 und nicht über 7,5.
  • ist der Boden sehr humushaltig, kommt die Rebe auch mit ungünstigeren Bodenverhältnissen klar.
  • Boden muss locker, gut durchlüftet und wasserdurchlässig sein.
  • Günstig ist ein tiefgründiges Substrat
  • Wurzel hat viel Platz und kann gut Wasser und Nährstoffe aufnehmen

Pflanzen

Das Pflanzen ist wichtig. Weinreben setzt man nicht mal so einfach um, wenn sie schlecht platziert sind. Wichtig ist die Bodenvorbereitung. Das macht man im Herbst. Dann soll der Boden ruhen. Containerpflanzen sind einfach zu pflanzen. Setzlinge machen etwas mehr Arbeit. Die folgende Anleitung ist für Setzlinge bestimmt.

  • Boden im Herbst 40 cm tief auflockern
  • Gut verrotteten Kompost zugeben
  • Pflanzfläche von 20 x 30 cm ist ausreichend
  • Abstand zu Mauern mindestens 20 cm
  • Die beste Pflanzzeit ist von April bis Mai
  • Bei Herbstpflanzung besteht die Gefahr von Frost- und Nässeschäden
  • Pflanzabstand von Rebe zu Rebe für Reihenpflanzung, Laubengänge oder hohe Spalierwände 1 m bis 1,5 m je nach Wuchskraft und Sorte
  • Bei waagerechtem Kordon Abstände von 2 bis 3 m
  • Bei Reihenpflanzung wie auf den Plantagen einen Abstand von 1,5 bis 2 m einhalten
  • Pflanze 10 bis 12 Stunden wässern
  • Pflanzloch ausheben, 35 cm tief
  • Aushub mit 1 bis 2 Litern Pflanzenerde vermischen und kegelförmig ins Pflanzloch geben
  • Auf den Kegel die junge Rebe oder den Setzling stellen. Die Wurzeln werden nach allen Seiten verteilt.
  • Die Veredlungsstelle muss sich 3 bis 4 cm über der Bodenoberfläche befinden!
  • Erde vorsichtig auffüllen. Zwischendrin immer wieder andrücken und Wasser zugeben, damit Leerräume zugeschwemmt werden.
  • Erde nicht festtreten.
  • Pflanzpfahl mit einarbeiten.

Gießen und düngen

Weinreben Weinreben benötigen gar nicht viel Wasser. Wichtig ist aber die entsprechende Düngung. Die Rebe entnimmt dem Boden Mineralstoffe für das Wachstum und die Früchte. Man muss immer für Nachschub sorgen, damit sich die Rebe gut entwickelt und reichlich süße Früchte liefert. Wein braucht hauptsächlich Stickstoff (N), Kalium (K), Phosphat (P), Kalzium (K) und Magnesium (M). Außerdem werden Spurenelemente benötigt, Bor (B), Eisen (Fe), Zink (Zn), Mangan (Mn), Kupfer (Cu) und Molybdän (Mo). Bevor man aber wild drauflos düngt, ist erst einmal eine Bodenanalyse sinnvoll. Diese sollte alle 4 bis 7 Jahre wiederholt werden.

Stickstoff

  • Wichtig für Wachstum
  • Fehlt Stickstoff, bleiben die Blätter klein und sehr hellgrün, wachsen die Reben schlecht und sind die Blattstiele rot.

Kalium

  • Wichtig für die Blüte- und Fruchtbildung
  • Erhöht die Widerstandskraft
  • Einen Mangel erkennt man bei älteren Blättern durch eine violett verfärbte Blattspreite.

Phosphat

  • Unterstützt den Blühvorgang und den Fruchtansatz
  • Wichtig für den Eiweißaufbau
  • Holzreife und Frosthärte werden gesteigert
  • Mangel ist nur bei sauren Böden feststellbar und zeigt sich durch punktartige, zusammenwachsende Verbräunungen der Blattränder

Kalzium (Kalk)

  • Festigt die Zellwände
  • Wichtig für die Stoffwechselsteuerung
  • Mangel ist zu erkennen an Verbrennungen und Verbräunungen der Blattränder
  • Zuviel Kalk kann zu Chlorose führen (Vergilbung der Blätter von der Triebspitze an).

Magnesium

  • Verantwortlich für Chlorophyll (Blattgrün)
  • Bei Mangel sind gelbliche (weiße Sorten) oder rötliche (rote Sorten) Verfärbungen zwischen den Blattadern erkennbar, hauptsächlich bei den untersten Blättern.

Welcher Dünger zu welchem Zeitpunkt

  • Phosphatdünger Stickstoffdüngung im April – ammoniakhaltiger Dünger
  • Alle anderen Dünger im Herbst
  • Kalidüngung – 40 %iger Kalidünger mit 5 % Magnesium
  • Phosphatdünger – Thomasphosphat oder Novaphos
  • Kalkdüngung für leichte Böden mit kohlensaurem Kalk und schwere Böden mit Brandtkalk
  • Magnesiumdünger – Kieserit
  • Bei Mehrnährstoffdüngern stimmt oft das Nährstoffverhältnis nicht

Schneiden

Ausführliche Anleitung zum Schnitt unter „Weinreben schneiden – Anleitung zum Rebschnitt“.

Vermehren

Reben können ganz einfach über Stecklinge oder Ableger vermehrt werden. Die Sache hat aber einen Haken. Es ist mal wieder gesetzlich geregelt. In Deutschland dürfen Reben ausschließlich auf Reblaus-resistenten Unterlagen gezogen (veredelt werden).Unveredelte Pflanzen dürfen nicht ausgepflanzt werden. Es drohen unter Umständen hohe Strafen, vor allem in Weinbaugebieten.

Reben werden vegetativ über Stecklinge vermehrt. Sämlinge sind nicht so gut geeignet, sie spalten sehr stark auf. Stecklinge werden in den meisten Fällen in Fachbetrieben herangezogen. Das macht Sinn, denn dieses recht umständliche Verfahren hat zum Ziel, die Reblaus zu bekämpfen. In jahrelangen Tests fanden die Forscher heraus, dass amerikanische Reben an den Wurzeln sehr widerstandsfähig gegen die Reblaus sind und europäische Sorten dagegen Blätter haben, an denen sich der Schädling nicht entwickeln kann. Deshalb kombiniert man die beide. Triebe oder Reiser europäischer Sorten werden auf lange, verholzte Triebe amerikanischer Rebsorten aufgepfropft. Es sind sogenannte Pfropfreben. Junge Weinreben sind nicht teuer. Das Geld ist gut angelegt.

Die normale Stecklingsvermehrung ist ganz einfach.

  • Weinreben Nach dem Schnitt Steckhölzer, also junge Triebe mit etwa 3 bis 4 Knoten abtrennen.
  • Das untere Stück schräg abschneiden.
  • Trieb in Bewurzlungspulver tauchen und so einpflanzen, dass 2 Knoten über der Erde herausschauen.
  • Als Substrat eignet sich eine Mischung aus Sand und Humus 1:1
  • Erde leicht feucht halten. Mehr ist nicht zu tun.
  • Auch Absenker bewurzeln recht leicht.

Krankheiten und Schädlinge

Weinreben werden trotz aller Züchtererfolge nicht selten von Krankheiten und Schädlingen befallen. Am häufigsten tritt Pilzbefall auf. Bei den tierischen Schädlingen sind es außer der Reblaus noch Traubenwickler, Milben, Zikaden, Rhombenspanner, Springwurm, Rebstichler, Dickmaulrüssler, Schild- und Schmierläuse. Weinbaubetriebe haben deutlich öfter mit Krankheiten und Schädlingen zu tun, aber auch im Hausgarten treten sie immer wieder mal auf. Am häufigsten kommen Echter und Falscher Mehltau vor. Mit resistenten Sorten lassen sich Krankheiten wie Mehltau häufig vermeiden.

Falscher Mehltau

  • Tritt nach Regen im Frühjahr auf und Temperaturen über 8° C
  • innerhalb eines Tages treibt die überwinterte Form aus und verteilt ihre Sporen
  • Verteilung durch Wind und Regen
  • zu erkennen an durchscheinenden gelblichen Flecken
  • an der Blattunterseite bildet sich ein Pilzrasen mit vielen Sporen
  • Es werden immer wieder Infektionen ausgelöst.
  • Blätter werden allmählich braun und trocknen ein
  • Beeren verfärben sich blaugrau und schrumpfen.
  • Bekämpfung nur vorbeugend erfolgreich
  • spritzen von Ende Mai bis zur Fruchtreife alle 8 bis 12 Tage.

Echter Mehltau

  • echter Mehltau mehlig aussehender, muffig riechender Belag an Blättern, Trieben oder Trauben
  • Beeren platzen auf
  • verholzte Triebe zeigen mosaikartige, violettgefärbte Flecken
  • Tritt an warmen Tagen mit kühlen Nächten und hoher Luftfeuchte auf
  • Befällt Weinreben vom Austrieb bis in die Spätsommer- und Herbstmonate
  • Bekämpfung am besten vorbeugend, mit Netzschwefel
  • Behandlungen regelmäßig wiederholen

Graufäule (Beerenfäule)

  • Hervorgerufen durch den Schwächeparasit Botrytis cinerea
  • Dringt über Wunden oder schwaches Gewebe ein
  • kann auch auf gesundes Gewebe übergreifen
  • Ideale Bedingungen – Temperaturen zwischen 18 und 20 °C und feuchte Luft.
  • Es bildet sich ein graues Geflecht
  • Vorbeugend für ausreichend Belüftung und Belichtung achten
  • Nicht zu viel Stickstoffdünger
  • Bekämpfen mit synthetischen Peronospora-Mitteln

Schwarzfleckenkrankheit

  • Pilzbefall
  • langgezogene, braune, nierenförmige Flecken, die in der Mitte aufreißen
  • Ränder sind etwas wulstähnlich aufgeworfen
  • Blätter, Blatt- und Traubenstiele können betroffen sein
  • Knospen treiben nicht mehr aus
  • Ganze Teile können absterben
  • Bekämpfen beim Austrieb mit Peronospora-Mitteln