Wenn sich dicke Larven im Garten und Kompost tummeln, treibt das emsige Gewimmel dem Gärtner Sorgenfalten auf die Stirn. Jetzt steht die Frage im Raum, ob es sich um Nützlinge oder Schädlinge handelt. Einen wertvollen Beitrag bei der Identifizierung leistet der Vergleich mit Bildern. Dieser Ratgeber erklärt, wie Sie weiße Raupen mit braunem Kopf treffsicher bestimmen.
Weiße Raupen sind Käferlarven
Als Raupen bezeichnen Botaniker die Larven von Schmetterlingen sowie einiger anderer Insekten, wie Pflanzenwespen. Wertvolle Schmetterlingsarten, wie Schwalbenschwanz, Brauner Bär, Pfauenauge und andere Schönheiten erscheinen in Fressstadium als Raupe. Charakteristisch für Schmetterlingslarven ist eine grüne oder braune Körperfarbe. Seltene Arten fallen als Raupen ins Auge mit einem leuchtend roten Körper, wie der scheue Weidenbohrer-Schmetterling oder blau-grün gefärbter Silhouette, wie der wunderschöne Blaukopf-Schmetterling.
Bei weißen Raupen mit braunem Kopf sind Sie hingegen konfrontiert mit Käferlarven, auch bekannt unter der Bezeichnung Engerlinge. In dieser Gestalt können sowohl Nützlinge als auch Schädlinge Ihren Garten besiedeln. Die weitere Vorgehensweise hängt maßgeblich ab von einer zweifelsfreien Identifizierung. Dieser Ratgeber hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Bestimmung von Engerlingen anhand von Bildern zu vereinfachen.
Maikäfer (Melolontha)
Wenn im Mai adulte Maikäfer ausfliegen, haben sie als Raupen im Boden eine lange Phase der Metamorphose durchlaufen. Während einer kurzen Lebensphase legen Weibchen bis zu 100 Eier in feuchte Humuserde ab, aus denen innerhalb von etwa sechs Wochen die Engerlinge schlüpfen. Das Raupenstadium erstreckt sich über einen Zeitraum von bis zu vier Jahren. In dieser Phase durchlaufen die Larven verschiedene Stadien und gewinnen an Länge. Dieser Umstand erschwert eine fundierte Bestimmung, weil Farbe und Größe alleine nicht zum gewünschten Resultat führen. Erst die Kombination aus folgenden Eigenschaften führt zum richtigen Ergebnis:
- Cremeweißer bis gelblicher Körper
- Gleichförmig dicke Körperform mit 3 bis 7 cm Länge
- Brauner Kopf mit gut sichtbaren Beißwerkzeugen
- Kräftige Beine mit Gelenk-Knick
Viele Jahrzehnte lang galten Maikäfer als Schädlinge und litten unter drastischen Bekämpfungsmaßnahmen. Adulte Käfer können massenweise auftreten und fressen ganze Laubwälder kahl. Allerdings erholen sich betroffene Bäume innerhalb kurzer Zeit von einer Maikäferplage. Larven hingegen ernähren sich von Pflanzenwurzeln, was flächendeckendes Baumsterben nach sich ziehen kann. Das gilt insbesondere in Verbindung mit einem Kahlfraß durch erwachsene Maikäfer. Radikaler Einsatz von Insektiziden, wie DDT, hat die Population so stark dezimiert, dass Maikäfer von Naturfreunden als schutzbedürftig behandelt werden. Haben Sie die Raupen als Maikäferlarven identifiziert, besteht daher kein dringender Bedarf, gegen die Raupen vorzugehen. Tragen Sie die Engerlinge bitte in eine abgelegene Nische des Gartens, wo ein wenig Knabbern an Pflanzenwurzeln erlaubt ist.
Junikäfer, Gerippter Brachkäfer (Amphimallon solstitiale)
Die Larven des Junikäfers müssen ihre fatale Ähnlichkeit mit Maikäferlarven häufig mit dem Leben bezahlen. Beide Raupenarten zu unterscheiden, stellt selbst für Experten eine Herausforderung dar. Erst als ausgewachsener Imago sind Junikäfer am kleineren Körper zu unterscheiden von den gefräßigen Maikäfern. Infolgedessen ist der Gerippte Brachkäfer mittlerweile ebenso selten, wie sein ehemals gefürchteter Artverwandter, zumal beide Käferarten zur Familie der Blatthornkäfer zählen.
In diese Kategorie fällt fernerhin der Gartenlaubkäfer (Phyllopertha horticola), der mitunter ebenfalls als Junikäfer tituliert wird. Ausgewachsene Käfer machen sich bei Hausgärtnern unbeliebt, weil sie an den Blüten und Blättern von Rosengewächsen knabbern. Engerlinge des Gartenlaubkäfers sind als weiße Raupen mit braunem Kopf nicht zu unterscheiden von Maikäferlarven, zumal alle übrigen Eigenschaften gleichfalls übereinstimmen.
Einzig das Schadbild gibt einen Hinweis für die Bestimmung. Für Maikäferraupen stehen Wurzeln von Gehölzen aller Art auf dem Speiseplan. Junikäferlarven lassen sich hingegen die Wurzeln von Gräsern und anderen krautigen Pflanzen schmecken. Gelbe Flecken im Rasen oder Trockenstress-Erscheinungen an Blumen und Stauden weisen auf die Anwesenheit von Junikäfer-Engerlingen hin.
Rosenkäfer (Cetoniinae)
Mit ihren metallisch glänzenden Flügeln sind adulte Rosenkäfer eine Augenweide und unverwechselbar. Im Larvenstadium nehmen die Käfer hingegen die typische Gestalt eines Engerlings an, was zu Verwechslungen mit anderen Käferlarven führen kann. Folgende Attribute zeichnen Rosenkäferlarven aus:
- Weißer Körper mit grau-schwarzen Schattierungen
- Am Hinterkörper dicker, als am Vorderkörper
- Winzige Stummelbeine ohne erkennbaren Gelenk-Knick
- Brauner Kopf am Ende des schlankeren Vorderkörpers
- C-förmige Körperform in ungestörter Lage
Einen weiteren Hinweis für die richtige Bestimmung gibt der Aufenthaltsort der Raupen. Rosenkäferlarven leben vornehmlich in pflanzlichem Streu, Mulch sowie in zersetzendem Holz, weil sie sich in erster Linie von organischem Abfall ernähren. Im Hausgarten sind weiße Raupen häufig im Kompost zu entdecken, wo sie einen wichtigen Beitrag leisten für die Produktion von Humus für die natürliche Nährstoffversorgung im Beet. Rosenkäferlarven zählen somit zu den Nützlingen und sollten bei ihrer wichtigen Tätigkeit nicht gestört werden.
Nashornkäfer (Oryctes nasicornis)
Abgestorbenes Holz ist der bevorzugte Lebensraum des Nashornkäfers. Nicht nur in Holzmulm fühlt sich der Nützling gut aufgehoben, sondern ebenso in Rindenmulch und Komposthaufen mit einem hohen Anteil an faserigen Gehölzresten. Somit verwundert es wenig, dass seine Larven im privaten Garten häufige Gäste sind. Heißen Sie die Raupen des Nashornkäfers in Ihrem grünen Reich willkommen, denn ihr robuster Verdauungsapparat verarbeitet organisches Material, das für viele Bodenorganismen unverträglich ist. An diesen Eigenschaften sind die nützlichen Engerlinge zu erkennen:
- Weißlich bis gelb mit braunem Kopf
- Kleine, braune Punkte vom Hinterteil bis zum Kopf
- Fingerdicke, gleichmäßige Körperform
- Körperlänge von bis zu 10 cm
Es ist kein Grund zur Besorgnis, wenn Sie einen riesigen Nashornkäfer-Engerling in Ihrem Garten antreffen. Die Raupen verspeisen ausschließlich totes Pflanzenmaterial. Die ehemaligen Waldbewohner sind vom Aussterben bedroht. Gemäß Bundesnaturschutzgesetz ist es untersagt, Larven oder Käfer zu töten, zu stören oder aus der Natur zu entnehmen. Angebote zum Kauf der Nützlinge lassen Sie bitte unbeachtet, weil der Erwerb oder Verkauf der bedrohten Tierart ebenfalls verboten ist.
Fortbewegungs-Test
Plagen Sie trotz der Bilder letzte Zweifel, mit welchen Käferlarven Sie es zu tun haben? Dann führen Sie den Fortbewegungs-Test durch. Legen Sie fragliche Engerlinge auf eine flache, glatte Unterlage, wie beispielsweise einer Steinfliese. Treten Sie bitte ein Stück zurück und warten ab, bis sich die Raupen regen. Folgende Bewegungsmuster sind zu unterscheiden:
- Rosenkäferlarven: auf dem Rücken liegend mit wurmartig pulsierenden Bewegungen
- Maikäferlarven: gekrümmt und auf der Seite liegend
- Junikäferlarven: gestreckt und krabbelnd
Bitte beachten Sie, dass es sich beim Fortbewegungs-Test nicht um eine wissenschaftlich fundierte Bestimmungsmethode handelt, sondern um Erfahrungswerte aus der Gartenpraxis. Zumindest die eindeutige Abgrenzung der Raupen des Rosenkäfers von Mai- und Junikäferraupen dürfte auf diesem Weg gelingen dank einer sehr eigenwilligen Fortbewegungsmethode, der sich Engerlinge des Rosenkäfers bedienen.