Nicht nur im Norden Deutschlands gehört Grünkohl zu den beliebtesten Kohlsorten. Auch die Holländer und viele Skandinavier lieben den vielseitigen Winterkohl. Wenn draußen so gut wie nichts mehr wächst, läuft Grünkohl zur Höchstform auf. Die Pflanze entwickelt ihr volles Aroma erst, wenn der Frost mindestens einmal kräftig hineinfegt. Winterkohl ist robust und pflegeleicht und einfach im Garten anzubauen. Besonders die niedrigen und halbhohen Sorten sind empfehlenswert. Beachten sollte man, dass sich Grünkohl nicht mit allen Gemüsesorten verträgt.
Steckbrief
- Familie der Kreuzblütengewächse
- Zuchtform des Kohls
- Unterschiedliche Sorten
- Stammt vom Wildkohl ab
- Schnellwüchsige Blattkohlart
- Bildet erst im zweiten Jahr Blüten
- Große Blütenstände mit gelben Blüten
- Es entstehen Schoten mit vielen Samen
- Hoher Gehalt an Vitamin C, allerdings im Rohzustand
- Es gibt auch braunblättrige Sorten
Grünkohl anbauen
Grünkohl anzubauen ist unkompliziert. Wichtig ist, für seinen geplanten Standort und die damit verbundene Erde die richtige Winterkohlsorte auszuwählen. Davon gibt es reichlich. Für die meisten Gegenden sind die gängigen Sorten ausreichend. Für raue Lagen empfehlen sich allerdings die robusteren, niedrigeren Sorten. Zwischen den Anbauperioden sollte drei Jahre keinerlei Kohl oder andere Kreuzblütler auf gleichem Beet angepflanzt werden, einfach, um den Boden nicht auszulaugen und Krankheiten vorzubeugen. Besonders der Kohlhernie beugt man so vor. Ansonsten ist nicht viel zu beachten.
Standort
Grünkohl gedeiht auch im Halbschatten, sollte aber einige Stunden Sonne abbekommen. An diesen Standorten fühlt er sich am wohlsten:
- sonnig und warm
- hohe Sorten windgeschützt
- verträgt sich im Gemüsebeet mit Tomaten, Spinat, Bohnen, Radieschen und Salaten
- nicht in die Nähe von Kartoffeln und Zwiebelgewächsen, wie Lauch, Knoblauch und eben Zwiebeln pflanzen
Pflanzsubstrat
Der Winterkohl gedeiht auf recht unterschiedlichen Böden. Er stellt nur wenige Ansprüche an das Substrat:
- lehmig und nährstoffreich
- kann Wasser speichern und ist gleichzeitig durchlässig
- kein Sandboden
- anpassungsfähig
Aussaat
Man unterscheidet die Sommer-Winterkultur und die Frühjahr-Herbstkultur. Bei der ersteren wird am besten als Nachfrucht von Frühkartoffeln zwischen Mitte Mai und Mitte Juni ausgesät. Bei der Frühjahr-Herbstkultur wird im Juli gesät. Die Jungpflanzen brauchen Winterschutz und werden im zeitigen Frühjahr ausgepflanzt. Ausgesät wird in ein Aussaatbeet oder ein Frühbeet.
Der Boden muss entsprechend vorbereitet werden. Ideal ist ein mittelschwerer Lehmboden, der mit Humus gedüngt wurde. Das Beet einige Wochen vorher vorbereiten, also umgraben und mit Kompost anreichern. Es wird erst ausgesät, wenn keine Nachtfröste mehr zu erwarten sind, also ab Mitte Mai. Die Samen etwa zwei Zentimeter tief in den Boden stecken, bzw. zwei Zentimeter mit Erde bedecken. Am besten zieht man zuvor Rillenfurchen, damit ist gesichert, dass die Samen in einer Reihe aufgehen. Wer nicht pikieren möchte und an Ort und Stelle aussät, einen Abstand von 40 cm lassen.
Zum Vorziehen auf der Fensterbank können kleine Aussaatgefäße genutzt werden oder alternativ Eierpackungen. Jeweils nur ein Korn pro Kästchen nutzen.
Die Erde durchgängig leicht feucht halten, aber keinesfalls nass. Licht ist wichtig, knallige Sonne aber zu vermeiden. Sobald die Sämlinge 5 bis 10 cm groß sind, können sie an ihren endgültigen Platz verpflanzt werden.
Das Wichtigste zusammengefasst:
- Sommer-Winterkultur oder Frühjahr-Herbstkultur
- unterschiedliche Aussaatzeiten, entweder ab Mitte Mai oder im August
- auf der Fensterbank vorziehen oder gleich im Freiland aussäen
- einzeln aussäen
- hell stellen und gleichmäßig leicht feucht halten
- nicht austrocknen lassen und nicht zu nass halten
Pflanzen
Beim Pflanzen ist vor allem der Pflanzabstand wichtig und dass der Grünkohl verhältnismäßig tief gepflanzt wird:
- Pflanzabstand beträgt 40 cm nach allen Seiten
- Erde muss bis zu den Keimblättern reichen
- tiefes Pflanzen hält Kohlfliege fern
Die Erde sollte wiederum gut vorbereitet werden. Dazu geeignet sind Kompost und Stallmist, allerdings gut abgelagert. Die Pflanzstelle vor der Pflanzung noch einmal gut durchharken und alles Unkraut entfernen. Eventuell sollte man noch etwas Kalk ausstreuen, damit der Boden im neutralen Bereich bleibt. Das beugt der Kohlhernie vor. Wer keinen normalen Kalk verwenden möchte, kann stattdessen Algenkalk nutzen. Etwa zwei Wochen vor dem eigentlichen Pflanztermin noch etwas Kompost in die oberste Bodenschicht einarbeiten.
Pflege
Die Jungpflanzen sollte man vom Unkraut befreien, denn es sind Nahrungskonkurrenten. Wenn die Grünkohlpflanzen kräftige Wurzeln ausgebildet haben, können sie sich ihr Wasser aus tieferen Bodenschichten ziehen und kommen besser mit Konkurrenz zurecht. Um den Pflanzen mehr Standfestigkeit zu verleihen, kann man sie anhäufeln, wenn dies zuvor noch nicht geschehen ist.
Gießen und Düngen
Grünkohl ist nicht anspruchsvoll, aber ohne ausreichend Wasser gedeiht er nicht. Auch die Nährstoffversorgung entscheidet über eine gute Ernte. Nährstoffmangel wird an gelben Blättern sichtbar. Je trockener der vorhandene Boden ist, umso mehr Wasser muss zugeführt werden. Kann der Boden gut Wasser speichern, ist das günstiger. Dauernässe ist allerdings unbedingt zu vermeiden. Unsere Tipps zum Gießen und Düngen:
- regelmäßig gießen
- Boden niemals austrocknen lassen
- für gleichbleibende leichte Feuchtigkeit sorgen
- im September düngen
- z.B. mit Brennnesseljauche
Überwintern
Grünkohl ist bis – 10°C winterhart, einige Sorten auch bis – 20°C. Die niedrigen Sorten überstehen den Winter meist problemlos, die höheren brechen häufig unter der Schneelast zusammen. So bringen Sie Grünkohl sicher über den Winter:
- Schneelast abschütteln
- vor Kahlfrost schützen
- Wind und Dauerfeuchtigkeit können dazu führen, dass Blätter braun und ungenießbar werden
- Winterschutzvlies über Grünkohl auslegen
Krankheiten und Schädlinge
Leider steht das leckere Wintergemüse auch bei vielen Schädlingen auf dem Speiseplan. Am gefährlichsten ist jedoch die Kohlhernie. Unbehandelt droht bei dieser Krankheit ein kompletter Ernteausfall.
- Kohlhernie – Schleimpilzerkrankung, Erreger lebt im Boden, befällt die Wurzeln, befallene Pflanzen kümmern und welken, Blätter erscheinen grau bzw. blaugrün und schlaff, viele Ursachen, Grünkohl ist von allen Kohlarten am wenigsten gefährdet – Pflanzen umgehend vernichten, umgebende Erde abtragen und beseitigen, Kalkstickstoff in die durch Ausreißen entstandenen Höhlungen geben. Ggf. Erde austauschen.
- Kohlfliege – Gemüsenetze
- Erdflöhe – Boden gleichmäßig feucht halten
- Kohlgallenrüssler – Rainfarntee sprühen
- Raupen des Kohlweißlings – absammeln
- Weiße Fliege – hauptsächlich bei Trockenheit – feuchter halten
- Läuse – mit scharfem Wasserstrahl abspülen
- Schnecken – absammeln, Schneckenzaun, im Hochbeet anbauen
Gegen Schädlinge allgemein wirkt eine Mischung aus Neemöl, Rimulgan und Wasser, welche verspritzt wird. Die Plagegeister können sich nicht mehr fortpflanzen. Alle Zutaten sind im Bioanbau erlaubt und ohne schädliche Nebenwirkungen.
- Echter Mehltau – anfangs weiß-graue, später fast schwarze Flecken an Blättern und Stängeln, Pilzinfektion, Bekämpfung meist nicht nötig, Pflanzenschutzmittel wechseln häufig, deshalb nach geeigneter Sorte im Fachhandel fragen
- Falscher Mehltau – dichter Pilzrasen an der Blattunterseite, Aufhellungen und gelbe Flecken an der Oberseite, welkende Blätter, verfrühter Blattfall, nicht auf die Blätter gießen, besser morgens, als abends gießen, bei leichtem Befall betroffene Stellen entfernen, bei starkem Befall entsprechende Bekämpfungsmittel einsetzen
Grünkohlernte
Grünkohl wird im zweiten Jahr geerntet. Am besten wartet man mit der Ernte bis zum ersten Frost. Anschließend kann den gesamten Winter hindurch weitergeerntet werden. Temperaturen unter minus 10°C sollten vermieden werden. Die Blätter werden von außen nach innen geerntet, wodurch auch das weitere Wachstum angeregt wird. Außerdem immer von unten nach oben arbeiten. Besonders gut schmecken die zarten, frischen Blättchen. Bleiben die Blätter zu lange an der Pflanze, entwickeln sie Bitterstoffe. Mehrfaches Durchpflücken erhöht den Ertrag. Junge Blätter sind ideal für Grüne Smoothies.
Häufig gestellte Fragen
Das kommt etwas auf den Standort und auch die Lage des Gartens an. In kalten Höhenlagen sind andere Sorten empfehlenswert, als in tiefen Flusslagen.
Vitessa – frühe Ernte, eher niedrig, nicht ganz frostfest, für wärmere Lagen
Halbhoher grüner Krauser – dunkelgrünes, mittelstark gekraustes Laub, mittelhoch, mittlere Frosthärte – nicht für kalte Lagen
Nero di Toscana – dunkle, blaugrüne Blätter, palmenartiger Wuchs, mittelhoch, mild-süßer Geschmack, geringe Frosthärte, gedeiht im Kübel
Redbor – rotblättrige Sorte, wird beim Kochen grün, feine Kräuselung, hochwüchsig, ausgesprochen winterhart
Winterbor – mittelhoch bis hoch, blaugrüne bis dunkelgrüne stark gekräuselte Blätter, sehr hohe Frosthärte
Lärchenzunge – feingekrauste, lange, etwas hängende Blätter, gute Frosthärte
Frostara – besonders frostbeständig, saftig grüne, breite Blätter, bis 70 cm hoch
Black Magic – toskanischer Palmkohl, sehr dunkelgrüne Blätter, dichter Schopf, fast kein Strunk, hoher Zierwert, geeignet für Gefäße
Ostfriesische Palme – alte Sorte, bis 1,80 m hoch, nur obere Blätter wirklich lecker, winterhart
Nicht alle sind gleich winterhart. Neuere Sorten, die hauptsächlich für die professionellen Anbau gedacht sind, sind weniger winterhart, weil der Grünkohl mit einemmal abgeerntet wird und nicht den gesamten Winter stehen bleibt. Wer auf Nummer sicher gehen möchte, nutzt alte Sorten wie ‘Halbhoher Krauser‘, ‘Niedriger Krauser‘, ‘Lerchenzungen‘ oder ‘Frosty‘.