Die wundersame Wüstenrose erfreut uns auf der einen Seite mit einer überaus reichhaltigen Blütenfülle und gibt sich auf der anderen Seite ziemlich exotisch, mit ihrem bizarren Sukkulenten-Stamm. Eine tolle Pflanze für alle, die gerne ein bisschen Abwechslung und Spannung in ihrem Wohnzimmer haben. Für die Entwicklung der Pflanze sollte das aber besser nicht gelten. Deshalb erfahren Sie nachfolgend, wie Sie die Adenium obesum richtig pflegen.
Kleiner Steckbrief der Wüstenrosen
Die Wüstenrosen oder Adenium bilden eine eigene Gattung in der Familie der Hundsgiftgewächse. Die (fast) immergrünen Pflanzen sind sogenannte Stammsukkulenten, die zur Verbesserung der Wasserspeicherung verdickte Stämme (Caudex genannt) entwickeln. Ansonsten wachsen sie als Sträucher, mit Wuchshöhen von einigen Metern und teilweise mächtigen Stammdurchmessern im Caudex-Bereich. Sie wachsen sehr langsam, können dafür aber sehr alt werden, bis zu mehreren hundert Jahren.
Diese Wasserspeicher mussten die Adenium entwickeln, weil ihre Heimat in Arabien, Westafrika und Zentralafrika liegt, sie mussten sich also an einen Lebensraum mit sehr hohen Temperaturen, intensiver Sonneneinstrahlung und damit häufig einhergehendem Wassermangel anpassen.
Die Wasserspeicher der Wüstenrose, der Caudex und der darunter liegende Übergangsbereich zu den Wurzeln, sind beide meist sehr deutlich verdickt, was der ganzen Pflanze eine ausnehmend exotische und dekorative Wirkung verleiht. Den Hauptteil ihrer Attraktivität gewinnt die Wüstenrose jedoch durch ihre wunderschönen Blüten, die sie an endständigen Blütenständen bildet. Sie überziehen also die ganze Pflanze wie eine Glocke mit großen weißen bis rosa-roten Blüten, ähnlich wie beim Oleander.
Diese Ähnlichkeit kommt nicht von ungefähr: Die Adenium gehörten zum gleichen Tribus (Nerieae) wie der Oleander. Es handelt sich also um eine Schwesterngattung der Oleander. Das kann man teilweise schon recht deutlich sehen, wenn man die Blätter und Blüten vergleicht. Wegen der nahen Verwandtschaft wird ein Oleander auch recht häufig als Unterlage benutzt, um eine Adenium oder Adenium-Hybride aufzupropfen.
Adenium obesum ist die bekannteste Wüstenrose. Die Gattung umfasst durchaus noch andere Wüstenrosen, von denen Sie fast alle in Kultur halten können.
Die Sorten der Wüstenrosen
Wie viele Wüstenrosen es gibt, bzw. wie diese Arten im Verhältnis zur Gattung Wüstenrose stehen, ist unter Botanikern schon lange umstritten. Sie haben in der Vergangenheit vier oder fünf oder auch einmal 15 Arten gefunden und beschrieben. Nach aktuellem Stand der Wissenschaft geht man momentan von fünf Arten in der Gattung aus. Für Sie insofern interessant, dass man alle fünf Arten als Pflänzchen oder zumindest als Samen kaufen kann:
- Adenium obesum wird gewöhnlich verkauft
- Synonyme: A. coetaneum, A. honghel, A. socotranum und A. somalense
- wird in verschiedenen bekannten Zuchtformen vertrieben
- z. B. die „Fritz Dederer“ mit dicker, korkiger Rinde
- „Mombasa“, eine reichverzweigende Zwergform
- „Singapore“ und „Red Everbloomer“ mit dunkelrosa Blüten
- „Tom Grumbleys“ mit weißer Blüte
- Adenium arabicum ist recht populär
- wird häufig als Bonsai kultiviert, aber auch als „normale“ Pflanze
- große und ledrige Blätter mit einer behaarten Unterseite und einen kompakteren Caudex als die Adenium obesum
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Adenium boehmianum kommt aus Afrika
- bildet dichte Blütenstände mit weißen bis pinkfarbenen trompetenförmigen Blüten mit purpurrotem Schlund
- Adenium multiflorum wächst als Strauch oder Mini-Baum
- wird 0,5 bis 3 Meter hoch
- hat die meiste Zeit des Jahres keine Blätter oder Blüten.
- bis zu 10 cm lange glänzend grüne Blättern und 5 bis 7 cm großen Blüten in unterschiedlichen Farben und süßem Duft
- Adenium oleifolium, die Ölbaumblättrige Wüstenrose
- wächst in 30 bis 45 Zentimeter hohen Sträuchern, sommergrün
- produzieren in Schirmrispen angeordnete pinkfarbene Blüten mit gelben Akzenten
- kommt natürlich in Südafrika, im Süden Namibias, in Swasiland und Lesotho vor
- bevorzugt trockene Böden und verträgt keine Temperaturen unter 1 Grad plus
- Adenium swazicum aus dem Swasiland
- wird 45 – 60 cm hoch
- mag Halbschatten und Schatten
- blüht in der Mitte des Frühlings in Pink bis Magenta
- durch Kreuzung mit der Adenium swazicum sind einige bekannte Hybriden wie ‚Asha‘, ‚Endless Sunset‘, ‚Perpetual Pink‘ und ‚Volcanic Sunset‘ entstanden
Nach anderer Auffassung enthält die Gattung „Wüstenrose“ nur eine einzige Art, nämlich die Adenium obesum. Alle anderen hier beschriebenen Wüstenrosen werden als Unterarten von ihr angesehen. Das führt bei den Botanikern dann dazu, dass die oben aufgeführten Namen schlichtweg verdoppelt werden. Es werden also die Unterarten Adenium obesum subsp. obesum, Adenium obesum subsp. boehmianum und so weiter unterschieden. Ihnen könnte das an sich egal sein. Genaue Kenntnis macht jedoch für Liebhaber und Sammler von Wüstenrosen insofern einen Unterschied, dass Sie bei Etiketten mit vier lateinischen Namen nicht mehr den Überblick verlieren. Wenn auf Pflanzenetiketten mit vier lateinischen Namen nicht zweimal „obosum“ auftaucht, dürfen Sie z. B. eigentlich davon ausgehen, eine recht seltene Pflanze vor sich zu haben.
Davon können Sie jedoch nur ausgehen, wenn Sie bei einem Fachhändler kaufen, von dem Sie wissen, dass die genaue Benennung einer Pflanzenart für ihn eine Ehrensache ist. Wenn Sie bei einer Bezugsquelle kaufen, die sich quer durch den internationalen Handel mit allem versorgt, was sich gerade verkaufen lässt, können Sie dagegen überhaupt nicht sicher sein, welche Pflanze Sie bekommen. Weder die Namensgebung der reinen Arten oder Unterarten noch die Namensgebung der in Kultur gezüchteten Hybriden wird in irgendeiner Weise einheitlich gehandhabt. Je nach Quelle können Sie hier froh sein, überhaupt eine Adenium zu erhalten.
Eine Wüstenrose ist keine „Echte Wüstenrose“
Um gleich noch einer anderen naheliegenden Verwechslung vorzubeugen: Mit der berühmten Echten Wüstenrose, der Rose von Jericho, hat die hier behandelte Wüstenrose nichts zu tun. Die Verwandtschaft dieser beiden Pflanzen endet bereits sehr hoch in der botanischen Systematik. Die Rose von Jericho gehört zu den Kreuzblütlerartigen. Während die Wüstenrose zu den Enzianartigen gehört.
Eines haben die beiden aber gemeinsam: Wenn Sie eine „Wüstenrose“ kaufen, egal ob eine schön blühende Adenium oder eine als trockenes Knäuel durch die Gegend rollende Anastatica, kann das ins Geld gehen, während beide Pflanzen in ihren Heimatorten für wenige „Pfennige“ zu haben sind.
Der ideale Standort für die Wüstenrose
Wenn es Ihnen nun gelungen ist, im Wirrwarr der Bezeichnungen unter Zahlung einer nicht ganz unbeträchtlichen Eurosumme an eine (meist winzige) Wüstenrose zu kommen, sollten Sie nun aber auch alles tun, damit sich diese so richtig wohlfühlt bei Ihnen. Dazu braucht sie zunächst den richtigen Standort: Die Wüstenrose ist von ihrer Heimat gewohnt, einer unbarmherzigen prallen Sonne ausgesetzt zu sein. Sie sollten ihr also alle Sonne zukommen lassen, die möglich ist. Das bedeutet im Sommer einen Standort im Freien, auch direkt hinter dem Fenster nimmt die Lichtintensität noch einmal gewaltig ab.
Sobald (etwa ab Mitte Mai) und solange (etwa bis Mitte Oktober) durchschnittliche Außentemperaturen von mindestens 15 Grad gegeben sind, darf die Wüstenrose nach draußen in die Sonne, und zwar an einen Standort in der vollen Sonne. Wenn es mitten im Sommer so richtig kochend heiß wird, macht das der Wüstenrose überhaupt nichts. Sie wird sich wahrscheinlich endlich einmal ein bisschen heimisch fühlen. Wenn die Wüstenrose an ihrem Sommerstandort zu wenig Sonne abbekommt, könnte es passieren, dass sie es nicht schafft, ihre Blüten auszubilden.
Pflege
Als Sukkulente kann die Adenium obesum erstaunlich lange Zeiten auf Wasser verzichten, wenn sie zuvor Gelegenheit hatte, ihre Speicher aufzufüllen. Diese Gelegenheit hat sie bei uns übrigens immer. Bei uns wird generell immer eher ein wenig zu viel gegossen als zu wenig, sogar im Handel. Wenn es nicht so wäre, würden Sie das leicht daran erkennen, dass der Stamm dünn und schlaff wäre.
Für die Bewässerung bedeutet das, dass Sie bei großer Sommerhitze natürlich darauf achten müssen, dass die Wüstenrose Wasser bekommt, unter Umständen sogar reichlich Wasser. Das aber nur, wenn der Kübel einen Wasserablauf hat – und wenn Sie kontrolliert haben, dass dieser Wasserablauf auch funktioniert. Denn wenn Sie sich in der Wassermenge verschätzen und die Adenium aus Versehen einem längeren Fußbad aussetzen, könnte es das schon gewesen sein mit der noch jungen Freundschaft…
Wie gesagt, Überwässern gehört zu den Lieblingshobbys der Deutschen. In der Übergangszeit von Ruhe zu Vegetation und umgekehrt sollten Sie im Zweifel lieber deutlich zu wenig als zu viel gießen.
Die Erde für die Wüstenrose sollte sehr durchlässig sein, damit wirklich alles überflüssige Wasser abfließen kann. Gut macht sich z. B. eine Mischung aus 30 % Gartenerde und 70 % auflockerndem Material. Zur Auflockerung können Sie Sand, Bims, Perlit, Kokosmaterial oder kleine Holzstücke nehmen, wobei grober Sand in Preis-Leistungs-Verhältnis und Optik zu den Favoriten gehört.
Während der Wachstumsphase braucht die Wüstenrose dann noch etwa 1 x im Monat etwas Dünger, der ein ausgeglichenes NPK-Verhältnis aufweisen sollte (NPK 8-8-8 oder 7-7-7 oder 6-6-6 beispielsweise).
Überwinterung
Während eine Adenium in ihrer Heimat bei jeder Trockenperiode einfach ihre Blätter abwirft und in eine Trockenruhe fällt, hatte sie bei uns den ganzen Sommer über zu tun, zu wachsen. Dies allerdings unter Bedingungen, die bestenfalls als „moderat“ bezeichnet werden können. Der mitteleuropäische Sommer ist der Wüstenrose schon zu lichtarm, und das Winterquartier wird ihr auf jeden Fall zu dunkel sein.
Das kostet Kraft, und deshalb sollten Sie Ihre Wüstenrose zwingen, über den Winter in Trockenruhe zu fallen, damit sie sich erholen kann. Das schaffen Sie, indem Sie bereits im Spätsommer beginnen, die Wassergaben zu reduzieren. Im Herbst sollten Sie dann noch etwas weniger gießen und wenn die Adenium dann ins Winterquartier umgezogen ist, jede Bewässerung komplett einstellen. Die restliche Feuchtigkeit muss gut abtrocknen können, damit die Wüstenrose in Trockenruhe fällt.
Dass Sie das Substrat im Herbst fast trocken und im Winter nahezu trocken einstellen und halten, ist für das Überleben Ihrer Wüstenrose grundlegend wichtig. Nur in Trockenruhe kann sie bei uns die lichtarme Zeit ohne Schaden überstehen. Wenn diese Trockenheit hergestellt ist, hält die Wüstenrose während der Ruhezeit sogar einen nur mäßig hellen Standort aus. Sie hat ohnehin keine Blätter mehr und hat ihren Stoffwechsel so weit wie möglich eingestellt. Aber einigermaßen warm möchte sie es schon haben. Bei mindestens 15 Grad, und unter 10 Grad sollte es nie werden in ihrem Winterquartier.
Der Unterschied zur Überwinterung im 18 Grad kühlen Schlafzimmer ist da nicht mehr groß. Aber die Wüstenrose ist in dieser Beziehung zickig: Meist fällt sie mit genau diesen paar zusätzlichen Grad nicht mehr in Trockenruhe und tut sich in der nächsten Saison mit der Blüte schwer. Genauso ergeht es auch den Adenium, die man ohne Ruhezeit bei normaler Versorgung und bei Zimmertemperaturen weiterkultiviert. Sie haben in der nächsten Saison meist nicht genug Kraft, um Blüten auszubilden.
Vorbereitung auf die Sommersaison
Wenn der Winter endlich überstanden ist, können Sie eine unbelaubte Wüstenrose sofort in die volle Sonne ins Freie stellen, wenn die Temperaturen es erlauben.
Wenn sie beim Ausräumen belaubt ist, darf die Pflanze auch im mäßig temperierten Frühjahr nicht gleich direkt in die pralle Sonne gestellt werden. Die Blätter sollten vielmehr erst einige Tage an die Sonne gewöhnt werden. Auch Blätter können Sonnenbrand bekommen, bei denen heilt er aber meist nicht mehr ab. Diese Gewöhnungsphase an einen möglichst warmen und hellen Platz hilft der Wüstenrose auch bei der Ausbildung neuer Blätter und der Vorbereitung der Blüten.
Gegossen wird übrigens nicht sofort mit in gleicher Weise ansteigender Intensität, auch nicht, wenn die Wüstenrose gerade ein paar schöne kleine neue Blätter bekommen hat. Sie dürfen die Wassergaben überhaupt erst beginnen, wenn die Temperaturen schon deutlich sommerliche Werte angenommen haben und wenn die Pflanze Ihnen rundum zeigt, dass sie vorhat, demnächst „aus allen Nähren zu platzen“. Erst dann wird gegossen. In der nächsten Zeit sollten sich auch die Blütenansätze zeigen. Dann ist unter Umständen ein wenig mehr Wasser erforderlich und die erste vorsichtige Düngergabe gibt es auch.