Überlassen wir Samen der freien Natur, kann das Ergebnis uns enttäuschen. Denn die Lebensbedingungen draußen sind nicht immer ideal. Ein Zimmergewächshaus dagegen bietet konstant Wärme und Feuchtigkeit. Lassen Sie sich vom Wort Haus nicht abschrecken und bauen Sie es selbst. Mit leicht verfügbaren und zum Teil kostenlosen Materialen. Wir liefern Ideen samt Anleitung und klären auf, worauf zu achten ist.
Wann ein Zimmergewächshaus sinnvoll ist
Ein Zimmergewächshaus ist keine gleichwertige Alternative zur freien Natur. Doch es gibt Situationen, in denen es sie sinnvoll ergänzen kann. Denn es bietet:
- witterungsunabhängige, „wachstumsfördernde“ Temperaturen
- hohe, gleichmäßige Luftfeuchtigkeit
- konstante Lebensbedingungen
- Schutz der Samen/Pflanzen vor schädlichen Außeneinflüssen
- Zeitvorsprung für Gartenkulturen
- „Ersatzbeet“ für Menschen ohne Garten
Eckdaten eines Bauplans
Natürlich gibt es im Handel zahlreiche kleine und große Zimmergewächshäuser zu kaufen. Doch mit einem selbstgebauten Exemplar können Sie individuelle Lösungen schaffen. Im Sinne der Nachhaltigkeit können Materialien eingesetzt werden, die sonst in die Mülltonne landen. Nebenbei spart das noch Geld. Die nachfolgenden Anleitungen sind Beispiele, die Sie 1:1 bauen oder als Anregung nehmen können. Denn mit etwas Phantasie und Geschick können Sie leicht ein eigenes Zimmergewächshaus kreieren. Es muss lediglich einige Bedingungen erfüllen:
- ausreichend Fläche für das Bepflanzen bieten
- genügend Tiefe haben für Erde und Keimlinge
- möglichst eine mit Abzugslöchern versehene Unterseite haben
- über eine Wasserauffangschale zum Drunterstellen verfügen
- eine ausreichend hohe, licht- und luftdurchlässige Abdeckung haben
- sollte flexibel abdeckbar sein
Die verwendeten Materialen müssen zudem so beschaffen sein, dass sie mindestens die erforderliche Zeitspanne für die Aufzucht sicher überstehen.
Geeigneter Standort
Erst Platz zum Aufstellen suchen, dann bauen! Nur so können Sie wissen, welche Maße das Zimmergewächshaus haben darf. Der optimale Standort verfügt über diese Merkmale:
- genügend Helligkeit
- Fensternähe ist ideal
- jedoch ohne direkte Sonneneinstrahlung
- warme Lufttemperatur
- warmer, isolierender Untergrund
- ausreichende Luftzirkulation
- gute Zugänglichkeit
„Fertige“ Minigewächshäuser
Theoretisch darf das kleinste Zimmergewächshaus so klein sein, dass es nur einer einzigen Pflanze bzw. Samen Platz bietet. Der Vorteil liegt darin, dass sich dafür auch in der kleinsten Wohnung ein geeigneter Platz finden lässt.
Ideal als Minigewächshaus sind ausgediente Verpackungen aus dem Handel. Manche sind so perfekt, dass vor dem Bepflanzen nichts mehr daran zu verändern ist. Hier ein paar Beispiele:
- rechteckige Plastikschalen mit Deckel
- z. B Verkaufsverpackungen von Weintrauben, Tomaten, etc.
- gängige 1-kg Dosen von Gummibärchen
- durchsichtige Milchshake-Becher mit Deckel
- alle Behälter müssen Löcher im Boden und Deckel haben
- oder diese nachträglich bekommen
Kleines Zimmergewächshaus
Will man eine größere Fläche bepflanzen, stößt man bei „fertigen“ Minigewächshäusern aus Verkaufsschalen an Grenzen. In solchen Fällen müssen wir unser Bastelgeschick beweisen und uns ein größeres Zimmergewächshaus bauen. Für die nachfolgende Anleitung benötigen Sie dieses Material:
- eine handelsübliche Mandarinenkiste
- oder eine noch größere Obstkiste
- stabile Kunststofffolie zum Auskleiden
- lichtdurchlässige Folie zum Abdecken
Einige Pflanzenarten bilden lange Pfahlwurzeln. Andere dagegen, die sogenannten Flachwurzler, bilden zur Seite hin reich verzweigte Wurzeln. Werden die Samen eng ausgesät, können sich die Wurzeln der einzelnen Pflänzchen leicht verheddern. Beim späteren Umpflanzen müssen sie getrennt werden, dabei werden nicht selten Wurzeln beschädigt. Das gilt es zu verhindern. Für diese Pflanzenarten wird das kleine Gewächshaus variiert. Sie benötigen dann zusätzlich:
- leere Toilettenpapierrollen oder Küchenrollen
- etwas Toilettenpapier oder Küchenrolle
Anleitung für den Bau
Die Schritte 3 und 5 sind nur erforderlich, wenn Sie flachwurzelnde Pflanzen aussäen.
- Legen Sie die Obstkiste mit der stabilen Kunststofffolie aus.
- Schlagen Sie die Folienenden nach außen und tackern Sie sie von außen fest.
- Teilen Sie jede Klopapierrolle in zwei Teile. Küchenrollen werden in vier Teile zerteilt.
- Legen Sie die Klorollenstücke in die Kiste hinein, bis der gesamte Raum bestückt ist. Jeweils ein offenes Ende sollte nach oben zeigen.
- Stecken Sie in jede Öffnung 2-3 Blätter Klopapierblätter hinein und drücken Sie sie an. Das soll später verhindern, dass Anzuchterde herausrieselt.
- Schneiden Sie die Folie für die Abdeckung zurecht. Sie sollte etwas größer ausfallen, als die offene Fläche, damit Sie sie ebenfalls befestigen können.
- Schneiden Sie in die Abdeckfolie einige Belüftungslöcher hinein.
Ein stabiles Gewächshaus
Der Bau eines stabilen Zimmergewächshauses macht mehr Arbeit, ist jedoch auch mit einigen Vorteilen verbunden:
- kann mehrere Jahre verwendet werden
- kann für Aussaat und die Kultivierung einiger Pflanzen dienen
- lässt sich optisch ansprechend gestalten
Für den Bau benötigen Sie folgende Materialen, deren Größe sich an Ihren Plänen orientieren muss:
- ein großes, unbehandeltes Holzbrett als Boden
- vier Holzbretter passend zugeschnitten für die Seitenwände
- Winkel und Schrauben
- Wachs
- zugeschnittenes Plexiglas als Abdeckung
- alternativ eine auf Rahmen gespannte Folie
- zwei oder mehr Scharniere
- evtl. Farbe zum Anmalen
Anleitung für den Bau
- Wachsen Sie zuerst alle Bretter, damit sie wasserabweisender werden.
- Verschrauben Sie die vier Holzbretter zu einem Rahmen.
- Schrauben Sie den Rahmen an das Bodenholzbrett mithilfe von Winkeln und Schrauben an.
- Bohren Sie in das Plexiglas Löcher für die Scharniere.
- Befestigen Sie die Scharniere an Abdeckung und Rahmen.
Besondere Ausstattung
Wenn die Standortbedingungen für das Zimmergewächshaus nicht optimal sind, können Sie nachhelfen:
- eine Heizmatte sorgt in kalten Räumen für mehr Wärme
- sie kommt unter das Gewächshaus
- Pflanzenlampen bringen mehr Licht
Idealer Zeitpunkt für das Bepflanzen
Anders als im Freien, kann es in Räumen dank Heizung das ganze Jahr über warm sein. Wenn auch genügend natürliches Tageslicht hineinfällt oder alternativ spezielles Pflanzenlicht vorhanden ist, können Sie Ihr Gewächshaus theoretisch bepflanzen, wann immer Sie möchten. Werden die jungen Pflänzchen darin jedoch nur vorgezogen und später draußen ausgepflanzt, müssen Sie so rechtzeitig gesät werden, dass sie zum Pflanzzeitpunkt die ideale Größe haben.
- Keimdauer und Wuchsgeschwindigkeit sind pflanzenabhängig
- Angaben auf Samentütchen beachten
Geeignete Erde
Für die Aussaat wird meist magere Anzuchterde empfohlen. Sie gibt es im Handel zu kaufen. Wenn Sie eine andere Erde für die Anzucht verwenden, sollten Sie diese zuvor im Backofen oder Mikrowelle sterilisieren, um Keime abzutöten. Manche Pflanzensorten benötigen eine spezielle Erde. Diese sollten sie ihnen geben, damit die Saat sicher keimt und die Keimlinge sich anschließend optimal entwickeln.
Zusätzlich ist grobes Drainagematerial wie Kies nützlich. Vor allem für Gewächshäuser ohne Abflusslöcher und für Pflanzen, die extrem empfindlich auf Staunässe reagieren.
Anleitung für das Bepflanzen
- Geben Sie zuerst den Kies hinein. Die Höhe der Schicht wird durch die Größe des Gewächshauses bestimmt. Ideal sind 2-3 cm.
- Schneiden Sie ein passendes Stück Pflanzenvlies zurecht und legen Sie es darüber. Es wird verhindern, dass sich Anzuchterde mit Kies vermischt. Bei Minigewächshäusern kann darauf verzichtet werden.
- Füllen Sie jetzt die Erde hinein.
- Streuen Sie die Samen gleichmäßig aus.
- Verschiedene Samen können Sie mit einem beschrifteten Schildchen kennzeichnen.
- Streuen Sie erneut Erde drüber, sofern und so viel es erforderlich ist. Lichtkeimer beispielsweise müssen nicht oder nur wenig bedeckt werden. E genügt, wenn sie angedrückt werden. Entsprechende Angaben zur Saattiefe finden Sie auf der Samenverpackung.
- Feuchten Sie die Erde mit einer Sprühflasche an.
- Schließen Sie den Deckel des Gewächshauses und optimieren Sie ggf. seinen Standort.
Pflanzen kultivieren
Ein Zimmergewächshaus wird meist nur für die Anzucht genutzt. Doch wer ein genügend großes Gewächshaus bauen kann, darf darin durchgehend Pflanzen kultivieren. Salate und diverse Kräuter eignen sich aufgrund ihrer Größe bestens. Auch ihre kurze Kultivierungsdauer ist ein Pluspunkt. Doch im Prinzip können auch andere Pflanzen darin leben, wenn die Bedingungen stimmen.