Dass der Zitronenbaum nicht blüht, kann an Verschiedenem liegen. Die drei Hauptpunkte beziehen sich auf das Alter, den Standort, Umgebungsbedingungen und die Pflege sowie die Herkunft (generative oder vegetative Zucht).
Durch den logischen Aufbau des Ratgebers ist es ein Leichtes, nach dem Ausschlussprinzip vorzugehen, um herauszufinden, was den Ausschlag gibt für die ausbleibende Blüte. Findet sich die Ursache weder im Alter noch in den aktiv beeinflussbaren Umständen, kommt eigentlich nur noch die Herkunft als Grund infrage. Nach der ausführlichen Erläuterung all dieser Punkte wartet auf erfahrene und mutige Hobbygärtner noch ein Extratipp zum Verdelli-Prozess, der die Blüte unterstützen kann.
Eine Frage des Alters
Vielleicht blüht der (selbst gezogene) Zitronenbaum nicht, weil er noch zu jung ist. Man darf nicht erwarten, dass er vor dem achten oder neunten Lebensjahr mit Blüten oder gar Früchten um sich wirft. Manchmal kann es auch bis zu 15 Jahre dauern, ehe sich der Baum von seiner schönsten Seite präsentiert. Hier noch eine etwas genauere Erklärung: Wie bei den meisten Lebewesen gibt es auch beim Zitronenbaum einen Zeitpunkt der „Geschlechtsreife“. Dieser Moment hängt im Wesentlichen von einer ausreichenden Größe des Wurzelapparats sowie gut ausgebildetem Laub ab.
Standort, Umgebungsbedingungen und Pflege
Wie für jede Pflanze ist die Blüte auch für den Zitronenbaum eine enorme Anstrengung. Er braucht beste Bedingungen, um sich entfalten zu können. Fehlende Energie gilt als häufiger Grund für eine ausbleibende Zitronenblüte. Durch
- einen falschen Standort,
- schlechte Umgebungsbedingungen und/oder
- eine nicht artgerechte Pflege
bildet der Baum zu wenig Zucker. Mitunter fehlen ihm zusätzlich oder alternativ auch die nötigen Nährstoffe für eine reiche Blüte. Der Hobbygärtner muss also genau prüfen, ob er alle Maßnahmen (richtig) getroffen hat. Potenzielle Fehler finden sich zuhauf:
Zu wenig Licht
Bekommt der Zitronenbaum genügend Licht? Oft reicht es nicht aus, die Pflanze ganzjährig im geschlossenen Raum hinter eine Fensterscheibe zu stellen. Dort hat sie es zwar schön warm, doch das Glas absorbiert zu viel der Sonneneinstrahlung. Auch eine künstliche Beleuchtung kann den Lichtenergiebedarf nicht decken. Der Zitronenbaum möchte draußen an der frischen Luft stehen, am besten in der prallen Sonne, um sich wie zuhause (Subtropen, Mittelmeerregion) zu fühlen. Vergegenwärtigt man sich die Heimat der Pflanze, verwundert es nicht, dass sie daran gewöhnt ist, viele Stunden direkt in der Sonne zu verbringen.
- sonniger, warmer und windgeschützter Platz im Freien von April bis November
- direkte Sonneneinstrahlung über viele Stunden mit möglichst wenig Schatten
Sind diese Kriterien erfüllt, bekommt der Baum ausreichend Licht für die Photosynthese. Der in der Folge als Energie gebildete Zucker unterstützt die Blüte.
Zu viel Wasser
Was die Lichtzufuhr betrifft, sind Zitronenbäume sehr anspruchsvoll. Ganz anders sieht die Sache in Bezug auf die Wasserversorgung aus. Die Pflanzen benötigen nämlich nur wenig Flüssigkeit.
Zu viel/zu wenig Dünger
Zu viel, zu wenig oder falsche Dünger können ebenfalls ursächlich dafür sein, dass der Zitronenbaum nicht blüht.
Falsche Überwinterung
Verliert der Zitronenbaum im Winterquartier seine Blätter, kann es mit der Blüte im kommenden Jahr schwierig werden. Der Verlust der grünen Elemente schränkt das Wachstum der Pflanze und damit auch das der Blüten ein.
Um zu verhindern, dass dem Baum die Blätter abfallen, muss der Hobbygärtner dafür sorgen, dass die Bedingungen im winterlichen Quartier zu 100 Prozent artgerecht sind:
- hell, aber nicht grell
- 6 Stunden Licht (Tageslicht oder Pflanzenlampe)
- kühle Temperaturen (um die 5°C, max. 8°C)
- einmalig gießen (danach nicht mehr)
- keinen Dünger verwenden
- Wurzeln frostfrei halten
Herkunft
Ist der selbst gezogene Zitronenbaum schon reif für eine Blüte und stimmen die Umgebungsbedingungen sowie die Pflegemaßnahmen? Dann gibt es eigentlich nur noch einen Grund, weshalb er nicht blüht: Wahrscheinlich war der Kern, aus dem der Baum gezogen wurde, steril (unfruchtbar). Dann ist die Pflanze leider überhaupt nicht in der Lage, Blüten auszubilden, weder jetzt noch später.
Noch ein paar Details zu den Herkunftsmöglichkeiten:
Generative Vermehrung
Der Begriff „generativ“ ist die fachliche Bezeichnung für die geschlechtliche Vermehrung. Der Zitronenbaum wird selbst gezogen. Als Basis dient ein Zitronenkern. Dieser wird aus einer Zitronenfrucht entnommen. Herkömmliche Zitronen aus dem Supermarkt enthalten häufig Kerne, die aus hybriden (gekreuzten) Elternpflanzen stammen. Solche Exemplare sind in der Regel unfruchtbar. Deshalb sollte man für das Ziehen eines Zitronenbaums unbedingt auf Kerne zurückgreifen, die von den Früchten einer veredelten Pflanze stammen. Zwar ist auch dann nicht komplett auszuschließen, dass der wachsende Baum nie erblühen wird, doch die Wahrscheinlichkeit nimmt deutlich ab.
Vegetative Vermehrung
Bei der vegetativen Vermehrung bildet man Stecklinge. Dabei stehen zwei Möglichkeiten zur Wahl:
- direkt einpflanzen
- als Edelreiser in veredelte Pflanze einbringen
Will man einen Zitronenbaum veredeln, wird eine robuste Wurzelunterlage (etwa Citrus aurantium oder Poncirus trifoliata) mit dem Edelreiser verbunden. Letzterer ist ein Zweig einer älteren Zitrone, die in der Vergangenheit bereits (mehrfach) erblühte. Im Grunde entsteht bei der vegetativen Vermehrung also ein „Klon“ der Mutterpflanze. Durch den Einsatz eines Edelreisers (von einer fruchttragenden Pflanze) wird gewährleistet, dass der neue Zitronenbaum in Bälde blüht und Früchte trägt.
Verdelli-Prozess
Beim sogenannten Verdelli-Prozess handelt es sich um eine traditionelle Methode zur Förderung der Blüte beim Zitronenbaum. So funktioniert das Ganze:
1. Schritt: Den Zitronenbaum im Sommer circa vier Wochen lang nicht gießen.
2. Schritt: Die Pflanze dann mehrfach sehr intensiv wässern und düngen.
Dies hat eine überdurchschnittliche Spätblüte sowie eine reichere Ernte im nächsten Jahr zur Folge. Kleinere Zitronenbäume, die man aus dem Topf nehmen kann, sollten im Zuge des Verdelli-Prozesses so lange in Wasser getaucht werden, bis der Wurzelballen komplett mit der Flüssigkeit vollgesogen ist. Denselben Akt wiederholt man am übernächsten Tag noch einmal.